Schneller Fuchs, falscher Hase: Forza 2 vs. Driveclub

Schneller Fuchs, falscher Hase: Forza 2 vs. Driveclub

 

 

Weit und breit kein Need for Speed in Sicht. Trotzdem selten einen so begeisternden Vollgas-Herbst erlebt. Der Grund heißt Forza Horizon 2. Für mich eines der besten Rennspiele der letzten zehn Jahre. Ich kann dem Game kein größeres Kompliment machen, als dass es sich ähnlich gut anfühlt wie Burnout Paradise. Mein absoluter Favorit in Sachen Arcaderacing.

Hab´ für T-Online in ein paar Zeilen zusammen gefasst, warum das Spiel einen derart mitreißt. Wie immer pflegt der Text einen eher gedämpften Stil, weil das T-Online wo wünscht. Mein Herz hätte eher herausbrüllen mögen: “Verdammt noch eins, hol Dir das Game. Du. Wirst. Nicht. Mehr. Loslassen!” Und das, wohlgemerkt, nach einem wirklich völlig spielspaßmordendem Einstieg und einer Xbox One, die mich in den Wahnsinn treibt. Siehe Erlebnisbericht. Darauf mag ich jetzt aber gar nicht weiter eingehen. “Forza 2” ist geil. Lies selbst.

Und dann ist da noch Driveclub. Das Pendant für PlayStation 4. Ich hatte schon vor einigen Wochen die Ehre und das Vergnügen einer Probefahrt mit einer ziemlich kompletten Version. Hab dem Gastgeber damals auf Anfrage mitteilen müssen, das ich etliches an dem Spiel mag – aber sehr vieles eben auch nicht. War mir zu diesem Zeitpunkt etwas unsicher: Hatte ich vielleicht einen schlechten Tag erwischt, oder hat der Entwickler wirklich so viele Mängel und Macken übersehen?

Wenn du mich frägst, ist schon beim Gamedesign der Wurm drin. Das Spiel hat schlichtweg nichts an sich, was es speziell macht. Kein Alleinstellungsmerkmal. Die ganze Idee mit Clubs und dem gegenseitigen Anstacheln zum Wettbewerb, das funktioniert. Auf jeden Fall. Das steckt so ähnlich aber auch in Forza Horizon 2 drin, bildet bei der Xbox-Produktion aber nicht die einzige Existenzberechtigung. Forza Horizon 2 sattelt offene Welt, üppige Ausstattung, souveränen Spielfluss und geile Partystimmung drauf. Driveclub  setzt dem viel zu wenig entgegen. Weniger Ausstattung, weniger Stimmung, weniger Kick. Selbst technisch reißt´s nicht vom Hocker.

Auch darüber schreibe ich auf T-Online Spiele. Dort liest sich das sicherlich weniger dramatisch, weil a) meine persönliche Meinung nicht zählt und b) das Spiel eigentlich ganz gut dasteht, solange man es nicht mit Horizon 2 vergleicht. Momentan ist der Text noch nicht freigeschaltet. Darum vorab hier ein paar Auszüge:

Die PlayStation 4 musste bisher ohne exklusives Motorsportfest auskommen. Aus diesem Grund wird das Rennspiel “Driveclub” so sehnlich erwartet – deshalb, und weil Abonnenten von Sonys PlayStation-Plus-Service eine abgespeckte Spielversion kostenlos downloaden dürfen. Egal ob Voll- oder Sparvariante: Letztlich handelt es sich bei der Produktion des englischen Entwicklers Evolution um eine eher konventionelle Mischung aus Arcaderacing und Rennsimulation, gepimpt mit Community-Ideen.

forza_horizon_2-03

Horizon 2 stellt Racing an der ligurischen Küste nach. Wie es der Zufall will, durfte ich dort – zwischen Sanremo und Monaco – vor einigen Wochen Urlaub machen. Deshalb sind mir einige Detailfehler aufgefallen. Gelato-Verkäufer in Nizza? Niemals!

Eine Eintagsfliege soll “Driveclub” nicht bleiben. Hand in Hand mit Sony will das englische Spiele-Entwicklungsstudio Evolution ein leichtfüßiges, von jedermann spielbares und communityfreundliches Gegengewicht zur den etablierten “Gran Turismo”-Simulationen etablieren. Man legt Wert auf Qualität. Aus diesem Grund wurde der ursprünglich bereits für November 2013 geplante Start von “Driveclub” um ein knappes Jahr nach hinten verlegt. Jetzt bekommt es das verspätete Debüt allerdings mit einem anderen Gegner zu tun: Microsoft hat vor wenigen Tagen mit dem thematisch und inhaltlich vergleichbaren Arcaderacer “Forza Horizon 2” auf Xbox 360 und Xbox One brillant vorgelegt.

Dem spielenswerten Microsoft-Hingucker mit seiner offenen Geländestruktur setzt “Driveclub” ein konventionelles, im Rennspiel-Genre hundertfach erprobtes Gameplay entgegen. Es reihen sich aneinander: abgesteckte Pisten mit wechselnden Herausforderungen. Mal darf der Spieler Bestzeiten schlagen, mal die Computergegner auf die Plätze verweisen. Zu den offensichtlichen Pluspunkten zählt die Ausstattung mit Ferrari, Lamborghini und anderen schicken Flitzern aus der Kompakt- bis zur Supersport-Liga. Rund 50 begehrenswerte Fahrzeuge aus Europa und USA versammelt “Driveclub”. Dem setzt “Forza Horizon 2” allerdings die vierfache Menge dagegen. Autsch.

Was wir mögen
Kurze Ladepausen und guter Spielfluss. Abonnenten von Sonys PlayStation-Plus-Service laden eine abgespeckte Spielversion kostenlos via Internet. Sie enthält alle prägenden Merkmale des Spiels, inklusive Single- und Multiplayer-Modi nebst Community-Ideen. Die kleine Version von “Driveclub” beschränkt sich allerdings auf Indien als Austragungsort mit 11 Strecken und 10 Fahrzeugen.

Was wir nicht mögen
Die deutschen Bildtexte treffen oft nicht den richtigen Ton. Der Einstieg in die Singleplayer-Kampagne wirkt unhöflich: Ohne Begrüßung, Erläuterung oder wenigstens eine Kamerafahrt wird man in ein anonymes Cockpit gepflanzt und soll ein Rennen fahren. Anlass oder Ort werden nicht genannt. Kenner freuen sich immerhin über Audi RS5 Coupé, BMW M235i und Lotus Evora S als hochwertige Gegner.

Fazit
Unterm Strich fehlt “Driveclub” das Begeisterungs-Potenzial eines “Gran Turismo 6” auf PlayStation 3 oder “Forza Horizon 2” auf Xbox One. Die Grafik hat ihre großartigen Momente, aber insgesamt fehlt da der Kick. Die Ausstattung verdient nur das Prädikat ordentlich. Es gibt weder Stadtrennen noch Begegnungen auf Nachbildungen realexistierender Rennstrecken, auch kein Tutorial, keinen Splitscreen und nur Lacktuning. Für “Driveclub” sprechen prima Steuerung, geiler Motorsound, packende Positionskämpfe und die motivierende Wettbewerbs-Idee. PlayStation-Plus-Abonnenten fahren sowieso kostenlos Probe. Jedenfalls irgendwann mal. Also, worauf warten? 

Mehr über Sonne, Sterne, Strecken, Steuerung und Autos sowie das Wettermodell – oder das Fehlen desselben –  auf T-Online. Klickklick!

 

 

 

2020-07-17T21:52:16+02:00

Über mich

Spieleschreiber, das sind im Wesentlichen ich – Richard Löwenstein – und freie Kollegen, mit denen ich auftragsbezogen zusammenarbeite. Ich bewege mich seit 1984 in der Software-, Games- und Medienindustrie. Das Wort Spieleschreiber (“gamesauthor”) bezieht sich auf  die Tatsache, dass ich über Computerspiele schreibe und sie außerdem entwickle und produziere

Meine Arbeiten

Aktuelles